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Telemanns Einfluß auf schlesische Musiker und Komponisten

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Hinreichend bekannt sind Georg Philipp Telemanns autobiographische Skizzen, vor allem die ausführliche letzte, die Johann Mattheson in seiner Grundlage einer Ehren-Pforte von 1740 veröffentlichte. Daraus wird recht oft jene Bemerkung über den Einfluß polnischer Musik auf Telemann zitiert, die als Motto der Einladung zu dieser internationalen wissenschaftlichen Fachkonferenz hier im oberschlesischen Pleß zugrundegelegt wurde. Auch in den beiden anderen autobiographischen Abrissen von 1718 und 1729 hat Telemann den Eindruck der polnischen Musik auf ihn als Komponisten in jeweils etwas anderer Weise herausgestellt und damit die Bedeutung dieses Einflusses unterstrichen. Als Ausgangspunkt fur die nachfolgenden Überlegungen und Beobachtungen darf die entsprechende Notiz in Telemanns Autobiographie von 1739 (1740) zusammenfassend repliziert werden: „Als der Hof sich ein halbes Jahr lang nach Plesse, einer oberschlesischen, promnitzischen Standesherrschaft, begab, lernte ich so wohl daselbst, als in Krakau, die polnische und hanakische Musik, in ihrer wahren barbarischen Schönheit kennen.“ Und zum Schluß beteuert er: „Genug, in dieser Musik steckt überaus viel Gutes; wenn gehörig damit umgegangen wird. Ich habe, nach der Zeit, verschiedene große Concerte und Trii in dieser Art geschrieben, die ich in einen italienischen Rock, mit abgewechselten Adagi und Allegri, eingekleidet.“

In Spezialstudien, vor allem von Gunther Fleischhauer und Klaus-Peter Koch, aber auch von Alicja Simon und Krystyna Wilkowska-Chomińska, wurde den Einwirkungen der polnischen Musik in Telemanns Kompositionen verschiedener Gattungen nachgegangen. Umgekehrt wurde den Einflussen des Komponisten Telemann auf zeitgenössische und nachfolgende Musiker in Schlesien kaum nachgespürt. In einem sehr wenig beachteten Aufsatz hat der damalige Nestor der Musikgeschichte, Fritz Feldmann, in Hamburg 1966 deutlich gemacht, in welch großem Umfang Mattheson in seiner Grundlage einer Ehren-Pforte, woran der Tüchtigsten Capellmeister, Componisten, Musikgelehrten, Tonkünstler &. Leben, Wercke, Verdienste &. erscheinen sollen ost- und mitteldeutsche Musiker, vielfach in autobiographischen Berichten, einbezogen hat. Aus Feldmanns zahlenmäßiger und kartographischer Auflistung geht hervor, „daß Mattheson in seiner Ehrenpforte den Osten stärker berücksichtigt hat, als er es vielleicht ursprünglich plante“. Tatsächlich hat Mattheson schlesische Musiker im Verhältnis reich bedacht, so daß „er eine Fulle authentischer Nachrichten über sonst unbekannte ostdeutsche Meister bringt“.

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Feldmann verzichtet darauf, eine Begründung für die besondere Berücksichtigung schlesischer Organisten, Kantoren und Kapellmeister zu versuchen. Daß es zu einer recht zahlreichen Aufnahme von Artikeln gerade schlesischer Musiker in Matthesons Ehren-Pforte kam, dürfte an der Vermittlung Telemanns in Hamburg gelegen haben, der mit dem in der gleichen Stadt lebenden Mattheson enge Verbindung pflegte und aus eigener Erfahrung sich gut in den schlesischen Gegebenheiten auskannte. Durch Telemanns Hinweise dürften etliche oder sogar die meisten schlesischen Musiker von Mattheson aufgenommen worden sein.

Günter Fleischhauer hat zeitgenössische Aussagen uber Telemann und sein Werk umfassend und gründlich zusammengetragen. Trotz seiner intensiven Suche sind die kurzen Aussagen schlesischer Komponisten über Telemann unerwähnt geblieben – verständlicherweise: zu versteckt ist Feldmanns genannter Beitrag erschienen, in dem er das Bekenntnis von Johann Balthasar Reimann in Hirschberg zitiert: „Im Setzen erwehlte mir des beruhmten Telemanns Sachen, in welchen ich Kunst und Lieblichkeit verbunden fand, zur Richtschnur.“ In der nachfolgenden Formulierung bringt Feldmann diese Aussage in einen anderen Zusammenhang: „Außer Reimann wird man unter den Breslauern auch Johann Georg Hoffmann zu den Matthesonianern rechnen dürfen, das heißt zu denen, die mit Nachdruck sich zu dessen Schriften bekennen.“ Feldmann gibt hier der Bemerkung Reimanns auf sein kompositorisches Vorbild Telemann kein Eigengewicht, sondern bezieht wohl auch dessen Aussagen nur auf Mattheson, der die Bedeutung der Melodie in seinen Schriften hervorhebt. Es darf aber nicht verschwiegen werden, daß Feldmann in einer späteren Darstellung – unbelastet von der Hamburger Themenstellung seines Beitrags über Mattheson Ehren-Pforte – die Zusammenhange differenzierter sieht: „ein Wort uber Bachs Kompositionen finden wir bei Reimann nicht. Vielmehr ist Reimanns Ideal die ‚Leiblichkeit‘, das heißt die Richtung Matthesons und Telemanns. Dafür erhält Reimann von Mattheson das Lob, ein ‚sehr angenehmer Melodiemacher‘ zu sein.“ Feldmann hält an der ästhetischen Nähe, oder fast beinahe Gleichheit der Ansichten, von Mattheson und Telemann fest.

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