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Telemanns Einfluß auf schlesische Musiker und Komponisten

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Zusammenfassend darf festgehalten werden, daß Telemanns Werke – vielleicht abhängig von seinen schlesischen Reisen und Aufenthalten in Schlesien – vornehmlich durch Wil(l)isch in Breslau frühzeitig bekannt geworden sind. Der „weltberühmte“ Telemann mit seinen Kompositionen ist darüber hinaus in zeitgenössischen Werken von Mente und Reimann von nicht unerheblichem Einfluß. J. G. Hoffmann geht vermutlich von Telemanns Stil aus und bringt ihn in seine eigene Art ein. Inspiriert wurde dabei die Generation der zwischen 1700 und 1715 geborenen, also gegenüber Telemann zwanzig bis fünfunddreißig Jahre jüngeren Komponisten. Der nächsten Generation, etwa Nicolai in Görlitz, Altnikol in Greiffenberg und später in Naumburg, danach Klein in Schmiedeberg und Berner in Breslau, sind nur noch wenige Werke Telemanns bekannt, dagegen sehr wohl Werke und Stil Johann Sebastian Bachs und zum Teil Carl Philipp Emanuel Bachs; daneben werden Oratorien von Händel wiederbelebt und treten zum Teil trotz zeitgemäßer stilistischer Anpassung an die Stelle der vorher stärkeren Einflusse Telemanns. Allerdings ist einschränkend darauf hinzuweisen, daß die quellenmäßige Gesamtüberlieferung Telemannscher Kompositionen in Schlesien noch wenig angegangen und überprüft worden ist. Deutlich ist dieser Wechsel jedenfalls pars pro toto in der Musikaliensammlung und in Kompositionen des Schmiedeberger Kantors Christian Benjamin Klein (1754–1824) belegbar.

Auffällig ist für die Behandlung des Themas „Telemanns Einfluß auf schlesische Musiker und Komponisten“, daß sich diese Beobachtungen lediglich auf Niederschlesier, aber nicht auf Oberschlesier beziehen; in Niederschlesien wiederum nur auf Komponisten in Breslau, Liegnitz und im Hirschberger Raum; in der zuletzt genannten Gegend, die sich Telemann besonders
verpflichtet gefühlt haben mag, auch auf den schlesischen Dichter Stoppe und den Organisten und Musikverleger Christoph Heinrich Lau. Diese Begrenzung hangt wahrscheinlich mit den konfessionellen Unterschieden von Nieder- und Oberschlesien zusammen.

Selbst in der Bevölkerung von Pleß, das stärkere evangelische Anteile auch heute noch aufweist und wo sich Telemann besuchsweise aufgehalten hat, ist bis jetzt kein bemerkenswertes Interesse an Telemanns Kompositionen nachweisbar. Über Oberschlesien sind freilich besondere Musiknachrichten zwar fur den Anfang des Barocks – etwa von und uber Nucius –, fur die nachfolgende Zeit bis ca. 1760 aber nur sehr sporadisch oder kaum bekannt.

Quelle: „Hereditas Culturalis Soraviensis“ Beitrage zur Geschichte der Stadt Sorau und zu ihrer Kultur, Neisse Verlag Dresden, Wrocław 2010, s.127-145 /

Hubert Unverricht (Mainz)

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