Im Dezember 2007 hat die Staatliche G. P. Telemann-Musikschule 1.Grades in Żary den VI.Telemann-Festival organisiert, an dem nicht nur die Schüler aus Musikschulen in Polen und Deutschland teilgenommen haben, sondern auch spezielle Gäste, deren Namen in den Musikkreisen zur Anerkennung gelangten. Die Musikschule in Żary ist die erste Einrichtung in Polen und zweite in Europa nach dem Konservatorium in Magdeburg, die gerade diesen hervorragenden Komponisten zum Namenspatron gewählt hat. Diese Entscheidung ist im Jahre 2000 gefallen, und die Wahl gedenkt des Aufenthalts von Telemann an dem Promnitzhof in Żary in den Jahren 1704-1708.
Telemann kam nach Żary aus Leipzig, wo er Organist und Musikdirektor an der Neukirche (heute Mathäuskirche) war. Die neue Herangehensweise an die geistliche und weltliche Musik hat den dortigen Traditionalisten nicht gefallen. Wegen dieses Konflikts hat er mit großer Zufriedenheit die Stelle des Kapellmeisters am Hofe des Grafen Erdmann II. von Promnitz in Żary / Niederlausitz angenommen. Es war der erste Hof in seiner Laufbahn, an dem er eine Kapelle leiten sollte. Er übernahm diese Stelle als Nachfolger von Wolfgang Caspar Printz (1641-1717), dem bisherigen ,langjährigen Kapellmeister. Anfangs hielt er sich in dem nicht mehr bestehenden “Hotel de Pologne” ( am pl. Inwalidów) auf, danach zog er wahrscheinlich in ein Haus südlich vom Stadtzentrum, außerhalb der Stadtmauer.
Obwohl er lieber geistliche als weltliche Instrumentalwerke komponierte, war er sich dessen bewusst, dass es seine gute Quelle neuer Inspirationen und eine einträgliche Beschäftigung ist.
„Ist etwas in der Welt, wodurch der Geist des Menschen aufgemuntert wird, sich in dem, was er gelernt immer geschickter zu machen, so wird es wohl der Hoff seyn. Man suchet die Gnade derer Grossen, die Höfflichkeit derer Edlen. (…) und läßt sich keine Mühe verdriessen, seinen Zweck zu erreichen. (…) Wie ich nun in der besten Blüthe meiner Jahre an diesen Hoff gerieth, so ist leicht zu erachten, daß ich die Hände nicht werde in den Schooß geleget haben, um mein Glück zu bauen. (…) Weiter haben die Befehle verschiedener Standes-Personen und das Verlangen bürgerlicher Personen mir zur Verfertigung gantzer Instrumental-Wercke von allerhand Gattungen beständig Anlaß gegeben.“
Der Komponist kam im Alter von 23 Jahren auf das Schloss zu Żary, aber trotz seines jungen Alters hatte er bereits reiche Erfahrung und genoss Anerkennung in der Musikwelt. Sicherlich hat Erdmann II. von Promnitz bei seinen Europareisen nicht einmal von musikalischer Begabung Telemanns gehört. Nach dem Aufenthalt in Frankreich hat sich der Graf in der dortigen Musik dermaßen verliebt, dass nach seiner Rückkehr auch an dem Hof von Żary Töne im französischen Stil erklangen. So erinnert sich Telemann an die Zeit, die er in Żary verbracht hat:
„Das gläntzende Wesen dieses auf fürstlichem Fuß neu-eingerichtete Hofes munterte mich zu feurigen Unternehmungen, besonders in Instrumentalsachen, worunter ich die Ouvertüren mit ihren Nebenstücken vorzüglich erwehlete, weil der Herr Graf Kurtz vorher aus Franckreich wiedergekommen war, und also dieselben liebte. Ich wurde des Lulli, Campra und andrer guten Meister Arbeit habhafft, und legte mich fast gantz auf derselben Schreibart, so daß ich der Ouvertüren in zwey Jahren bey 200. zusammen brachte. Als der Hof sich ein halbes Jahr lang nach Plesse, einer oberschleisischen, promnitzischen Standesherrschafft, begab, lernete ich so wohl daselbst als in Krakau, die polnische und hanakische Musik(Hanaken – Einwohner von Mähren), in ihrer wahren barbarischen Schönheit kennen.“
Trotz der zu damaligen Zeit vorherrschenden Musikstile aus Italien und Frankreich kann man in Telemanns Schaffen originelle Musikformen und Elemente polnischer Volksmusik finden, die Rhythmen von Mazurkas und Polonaisen. Schon selbst in der Bezeichnung hat der Komponist die Inspirationsquelle hervorgehoben: „Polnische Konzerte“ für Streichorchester und Cembalo ( B-Dur ,G-Dur ,F-Dur), „Polnische Sonaten“ und „Polnische Suiten“.
Er mochte einfache und klare Melodien, die leicht ins Ohr gingen und den Klangreiz der einzelnen Instrumente aufzeigten. Dank dessen fanden seine Kompositionen viele Abnehmer und dies war wahrscheinlich das Geheimnis seines Erfolges. Er war Vertreter eines neuen Musikstils, den man den galanten Stil nannte, und widersetzte sich der komplizierten, vielstimmigen Musik des Spätbarocks.
„Persönlich schätze ich die Musik von Telemann dafür sehr, dass er über wichtige und schöne Dinge sehr direkt zu schreiben verstand, ohne Fassaden oder Labyrinths zu bauen. Er sprach über alles so, wie er fühlte und dachte. Seine Phantasien für Geige sind dafür ein schönes Beispiel; Sie ziehen uns in die Erzählungsströmung hinein, sind von Leben und Normalität erfüllt. In diesen Werken gibt es Platz für Nachsinnen, Erheiterung, Traurigkeit, Liebe, Tanz und Träumerei.“