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Georg Philipp Telemann als Hofkapellmeister in Sorau

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Im Jahre 1707 ist Erdmann II. nicht nur ein Mal in Pleß; mit Gewißheit war er um den 3. September und den 31. Dezember dort. Ein Besuch in Krakau ist in diesem Jahr nicht belegbar, wohl aber einer in Hirschberg (Jelenia Góra).

Jedenfalls wurde der Dienst Telemanns als Sorauer Hofkapellmeister nicht durch eine Flucht vor den Schweden beendet, denn auch noch die Berlin- Reise zur dritten Heirat Friedrichs I., Königs in Preußen, am 28. November 1708 geschah von Sorau aus, wie er in seiner Autobiographie schreibt.

Anschließend jedoch wurde der Wechsel in das thüringische Eisenach vollzogen. Der Violinvirtuose Pantaleon Hebenstreit war vom Eisenacher Herzog dort seit 1706 mit dem Aufbau einer Hofkapelle beauftragt:

Er [Hebenstreit] führten diese Musik [die Eisenacher Hofkapelle] selbst mit der Violin an, so lange bis er im Jahr 1708 von Eisenach weg und nach Dresden gieng, da er denn Hrn. Telemann, damaligen Capellmeister bey dem Grafen von Sorau wieder an seine Stelle vorschlug, welches auch der Herzog [von Sachsen-Eisenach] genehm hielt, und ihn 1708 von Sorau als Capellmeister [das ist nicht völlig richtig: Telemann beginnt zunächst als Konzertmeister und wird erst Anfang August 1709 als Kapellmeister bezeichnet] und Secretair verschreiben ließ.

Der tatsächliche Dienstbeginn Telemanns in Eisenach, anfangs noch als Konzertmeister, geschah offensichtlich im Dezember 1708. Eine Anstellungsurkunde scheint nicht erhalten. Für den 25. Dezember 1708 heißt es in den Eisenacher Archivalien: „d[en]. 25. [Dez. 1708] hatt die fürstl.[iche] neue Capelle alhier zum erstenmahl in der Kirche musicirt, auf dem Orgelchor, nur mit Instrumenten u[nd] ein Tenore solo“. Der Tenor war Telemann offensichtlich selbst, sagt er doch über sich: „Es erwuchs aber [in Eisenach] bald eine Capelle, nachdem der Durchlauchtige Hertzog an einigen Kirchencantaten, die ich [Telemann] allein absang, Gefallen getragen.“

Akten über die Musiker, die Telemann in Sorau zur Verfugung gestanden haben, sind nicht mehr erhalten. Es ist wahrscheinlich, daß Erdmann II. von Promnitz, wie für kleinere Hofensembles in der Zeit Usus, keine eigenständigen Musiker beschäftigte, sondern daß Personen aus der Dienerschaft bei Bedarf auch zur Musikausübung herangezogen wurden. Ohnehin dürfte angesichts der Termine, die Telemann während der Sorauer Zeit außerhalb der Stadt wahrnehmen konnte, oder aber mußte, wohl schlecht von einer kontinuierlichen, oder gar alltäglichen, Ausübung von Musik gesprochen werden können. Allein nach Berlin reiste Telemann von Sorau aus, wie bereits er-wähnt, dreimal, nämlich im Juni 1705, im November 1706 und im November 1708, wobei die Zeitspannen der Berlin-Reisen nicht bekannt sind. In Sorau hätte Telemann mehrere mögliche Statten zur Musikausübung gehabt:
1. außerhalb des Schlosses die Sorauer Stadtpfarrkirche U. L. Frauen (mit Grablage, Herrschaftsloge und Kapelle der Promnitzen – die über alle drei Geschosse gehende Schloßkapelle im Nordflügel des Schlosses wurde jedoch zu diesem Zeitpunkt umgestaltet und erst 1711 eingeweiht, übrigens mit einer Orgel des Sorauer Orgelbauers George Adam Caspari 1715); ob Telemann in Sorau Kirchenmusik geschrieben hat, ist nicht bekannt;
2. innerhalb des Schlosses der „Gemahlte Saal“, ein kleiner Festsaal, an der Nordostecke des Ostflügels; vielleicht auch
3. das „Japanisch Zimmer“ und
4. das „Taffel-Zimmer“ im Südflügel des Schlosses sowie – weniger wahrscheinlich –
5. der über die zwei oberen Geschosse des Schlosses gehende „Große Saal“, der aber wohl eher als Grenadiersaal für die 100 Mann umfassende Leibkompanie diente. (Das sog. „Tummelhaus“, ein barockes Lustschloß im Lustgarten nördlich des eigentlichen Schlosses, das gewiß auch als Aufführungsstatte von Musik hätte dienen können, wurde erst 1723 errichtet; hier wollte Erdmann II. eine Ritterakademie einrichten).

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