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Georg Philipp Telemann als Hofkapellmeister in Sorau

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Im 1704ten Jahre wurde ich nach Sorau, zu S. Excellenz, dem Hrn. Grafen, Erdmann von Promnitz, als Capellmeister berufen. Das glänzende Wesen dieses  auf fürstlichem Fuß neu=eingerichteten Hofes munterte mich zu feurigen Unternehmungen, besonders in Instrumentalsachen […] Etwas merkwürdiges ist hier nicht zu vergessen. Der Hof wurde zu zweien mahlen großen Theils abgedanckt, und selbst Günstlinge wurden mit fortgerissen; ich aber blieb. [… bis zu] meinem Abzuge nach Eisenach, welcher 1708. geschähe.

Soweit Telemann in seiner Autobiographie, die er 1740 in des Hamburgers Johann Matthesons Grundlage einer Ehren-Pforte publizierte.1 Jedoch ist der angegebene Zeitraum 1704–1708 im Hinblick auf das Jahr 1704 offenbar missverständlich, obwohl Telemann auch in seinen Autobiographien von 1718/31 und 1732 immer wieder 1704 als Jahr der Berufung angibt, aber eben: der Berufung, was nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit dem Jahr des Dienstantritts. Tatsächlich sprechen die Fakten gegen einen Dienstantritt in diesem Jahre. Vorauszuschicken ist, daß am 3. Mai 1703 Reichsgraf Balthasar Erdmann von Promnitz, der Herr über Sorau, verstorben ist.  Die Söhne Erdmann II. und Friedrich erfuhren dies, als sie sich auf ihrer Bildungsreise („Kavaliersreise“) durch Frankreich, der Schweiz und zuletzt Italien befanden. Sie brachen die Reise ab und kehrten in die Heimat zurück. Am 6. Juli 1703 trafen sie in Sorau ein, und Erdmann II. wurde offizieller Nachfolger seines Vaters, d.h. er wurde nun der Standesherr auf Sorau und Triebel (Trzebiel) in der Niederlausitz und des weiteren in Pleß (Pszczyna) in Oberschlesien. Im Verlaufe seiner Herrschaft und der seiner Nachfolger wurden weitere Anwesen in Niederschlesien und im Spreewald erworben, woraufhin die Promnitzen als die reichsten Großgrundbesitzer der Niederlausitz galten. Erdmann II. unterhielt nun einen großen Hofstaat mit Hoffräulein (worunter sich Telemanns spätere erste Gattin befand), Jagdpagen, Kammerherrn, Hofzwergen, einer 100-Mann-Riesengarde, Oberhofprediger, Forstmeistern, Stallmeistern, Hofräten und eben seit 1705 einem Kapellmeister – Telemann.

Telemann war seit 1701 in Leipzig, sollte hier zunächst auf Wunsch seiner Mutter der Musik entsagen und an der Universität Jura studieren (allerdings existiert keine Eintragung in die Matrikel der Leipziger Alma mater), doch wendete er sich alsbald wieder der Musik zu.

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Schon im Folgejahre begründete er ein aus vierzig Studenten bestehendes Collegium musicum und leitete Aufführungen an der Leipziger Oper, wobei er sein Collegium musicum mit einbezog und sich selbst als Generalbaßspieler und, mitunter, auch als Sänger beteiligte. Damit entzog aber Telemann dem gestandenen Thomas- und Stadtkantor Johann Kuhnau, der sozusagen die musikalische Zentralfigur Leipzigs war, die Studenten, insbesondere für dessen kirchliche Aufführungen. Es kam zu Differenzen und Konflikten des jüngeren Telemann mit dem älteren Kuhnau, die sich noch verstärkten, als ersterer sich am 8. August 1704 als Director musices und Organist an der sogenannten Neukirche St. Matthaus bewarb, zehn Tage später in das Amt gewählt wurde und am 1. September 1704 das Amt antrat.

Er spielte die im Juli fertiggestellte neue Orgel jedoch nur bei der Einweihung am 7. September und überließ dies anschließend Studenten. Gemäß einem Beschwerdebrief von Kuhnau an den Rat der Stadt vom 4. Dezember 1704 war Telemann in dieser Position und zu diesem Zeitpunkt immer noch aktiv – Kuhnau beklagte sich nämlich in dem Schreiben, „daß sie [die Kirchenmusik] sonderlich in Feyer Tagen und in den Meßen, da in der Neuen Kirche musiciret wird, durch die neülichst daselbst Veranderung und Annehmung eines neüen Organisten [namlich Telemann!], der die hießigen Operen machet, sehr geschwachet worden.“ Also: Im Dezember 1704 war Telemann immer noch in Leipzig, und es ist noch keine Rede von einer Amtsausübung bei dem Reichsgrafen von Promnitz.

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