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Telemanns Einfluß auf schlesische Musiker und Komponisten

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Über die Entstehung dieses Werkes teilt Lau dann in der Vorrede mit:

Das wallende Vergnügen meines Blutes an schönen/ Liedern und prächtigen Erhebung des Lobes GOt=/ tes war mein Gefehrte in mein Amt. Kaum hatte / ich in demselben ein Chor gezogen, das nunmehro eine/ Music vom grossen Telemann, und andern berühmten/ und beliebten Musicgelehrten nach seiner Art nachma=/ chen konnte, so war dieses Vergnügen schon wieder der/ Wegweiser, und der Reiz, mich der Kirchen=Music noch/ auf eine andre Art nützlich zu machen. Es befiederte/ meiner Verehrung eine Anfrage, die sie nach Hamburg/ an den weltberümten und treflichen Verbesserer der Kir=/ chen=Music, Herr Telemann, fliegen lies. Und siehe! Er/ lies mich alles finden, versprach mir eine ganz neue Com=/ position
eines Jahrganges, erleichterte mir mit der lieb=/ reichsten und edelsten Seele meine Anstalt, schlug mir/ selbst den Herrn Stoppe vor zum Poeten, und so kam/ nunmehro der Kupferstich einer Composition von einem/ Kirchen-Jahrgange, der vielleicht nicht seines gleichen,/ (oder wie kann ich es unanstößiger ausdrücken,) den/ Telemann mit Anwendung seiner natürlichen und kunst=/ reichen Stärcke besonders verfertiget hat, in den Gang./ Unser witziger Dichter, unser lebhafter Herr Stoppe, der/ sein grosses Talent in der Dichtkunst, besonders in der/ musicalischen, ausnehmend sehen lies, gab sich allen Fleis/ eines solchen grossen Componisten würdig zu werden./ Allein es war sein Schwanenlied, meine Poesie, noch viel=/ mehr unser Schlesien verlohr an ihm den 12 Julii/ 1747, einen berümten und lobwürdigen Dichter. Un= // [neue Seite] ser grosser, und schmertzensvoll verlohrner Minor wies/ mich drauf an einem Prediger in meiner Nachbarschaft,/ welcher besonderer Liebe von ihm gewürdiget wurde, und/ dieser hat die Stoppische Arbeit, von dem 7. Sonntage/ nach Trinitatis an, vollendet.

Lau rechtfertigt in seiner Vorrede seine Ausgabe des Textes:

Allein würde sich auch mein Gewis=/sen befriedigen können, wenn ich eine ganz ausnehmen=/ de Arbeit, die vor allen Telemannischen vortreflichen/ Kirchen=- Sachen noch viele viele Schönheiten voraus/ hat, durch Stich, Papier, oder ersparte Platten verstelt/ hätte? Eben darum befriedige ich mich, obgleich meine/ Kosten meinen Empfang von denen Herren Pränume=/ ranten weit ubersteigen.

Mit diesen Worten wird ebenfalls die enge Zusammenarbeit des Organisten Lau in Hermsdorf mit Telemann sowie der Vorbildcharakter der Telemannschen Werke belegt. Aus seinem Vorwort ist zu entnehmen, daß Lau nicht nur den Worttext der 50 Kantaten von Stoppe und der restlichen 22 Kantaten des nicht namentlich genannten Nachbarpredigers mit diesem Druck veröffentlichte. Er hat zusätzlich den von Telemann komponierten Kantatenjahrgang (im gleichen Jahr) in gedruckten Stimmen herausgebracht. Außer diesen Kantatenjahrgang nach Stoppes Texten hat Telemann weitere Texte von ihm in seinen Singe-Spiel und Generalbaß-Übungen von 1733  (Nr. 2, 3, 8, 11, 18, 21, 23, 25, 29, 33, 39/40, 42, 48), in seinen Vier und zwanzig, theils ernsthaften, theils scherzenden, Oden von 1741 für eine Singstimme und Generalbaß (Nr. 2, 6, 10, 14, 18, 20) verwendet. Die Texte der Sechs moralischen Kantaten von 1735/36 stammen ebenfalls von Stoppe. „Telemanns Auseinandersetzung mit Texten Stoppens geschah also zwischen 1735 und 1748/49“.

In den bereits kurz erwähnten beiden Subskriptionslisten der „Musique de Table“ von 1733 und der „Nouveaux Quatuors“ von 1738 sind Schlesier unter den Ostdeutschen stärker vertreten: 1733 sind es der schon genannte Baron von Borowitz-Hartenstein in Herzogswaldau, „S. Exe: le Comte de Franckenberg“ in Breslau, Mr. Gottfried in Hirschberg (Frau Smith, eine geborene Gottfried, ist eine besondere Gönnerin des Musikverlegers Lau in Hermsdorf bei Hirschberg, möglicherweise sind hier sogar familiäre Beziehungen im Spiel), der in Matthesons Ehren-Pforte ausführlich bedachte Organist zu St. Maria Magdalena in Breslau, Michael Kirsten, „S. Exe: Mgr. Le Comte de Schönaich-Carolat(h)“ im Glogauer Raum und Mr. Willers in Görlitz (das erst nach dem Wiener Kongreß zu Schlesien gehört); 1738 auch wieder Baron Borowitz-Hartenstein, Gottfried in Hirschberg und Kirsten in Breslau, ferner Limcke in Strelitz (Strehlitz bei Schweidnitz?), Roncke in Sorau, das außerhalb, wenn auch an der Grenze Schlesiens liegt, Störmer in Carolath und „Mr le B. de Skribenski. Schlesien“, sowie Lau.

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